𝗦𝘁𝗲𝗹𝗹𝘂𝗻𝗴𝗻𝗮𝗵𝗺𝗲 𝗱𝗲𝘀 𝗡𝗔𝗕𝗨 𝗠𝗲𝗿𝘇𝗶𝗴 𝗲.𝗩. 𝘇𝘂𝗺 𝗴𝗲𝗽𝗹𝗮𝗻𝘁𝗲𝗻 𝗪𝗮𝗹𝗱𝘃𝗲𝗿𝗸𝗮𝘂𝗳
𝑧𝑢𝑚 𝐵𝑒𝑖𝑡𝑟𝑎𝑔 𝑣𝑜𝑛 𝐻𝑒𝑟𝑟𝑛 𝐾𝑙𝑎𝑢𝑠 𝐵𝑜𝑟𝑔𝑒𝑟 𝑓𝑢̈𝑟 𝑑𝑒𝑛 „𝑆𝑎𝑎𝑟-𝑊𝑎𝑙𝑑𝑆𝑐ℎ𝑢𝑡𝑧 𝑒.𝑉. 𝐿𝑎𝑛𝑑𝑒𝑠𝑣𝑒𝑟𝑏𝑎𝑛𝑑“ ℎ𝑖𝑛𝑠𝑖𝑐ℎ𝑡𝑙𝑖𝑐ℎ 𝑑𝑒𝑠 𝑔𝑒𝑝𝑙𝑎𝑛𝑡𝑒𝑛 𝐾𝑜𝑚𝑚𝑢𝑛𝑎𝑙𝑤𝑎𝑙𝑑𝑣𝑒𝑟𝑘𝑎𝑢𝑓𝑠 𝑖𝑛 𝑀𝑒𝑟𝑧𝑖𝑔
𝑊𝑖𝑟 𝑏𝑒𝑧𝑖𝑒ℎ𝑒𝑛 𝑢𝑛𝑠 𝑎𝑢𝑓 𝑑𝑒𝑛 𝑉𝑜𝑟𝑡𝑟𝑎𝑔 𝑎𝑚 16.10.2025 𝑖𝑚 𝑀𝑒𝑟𝑧𝑖𝑔𝑒𝑟 𝑉𝑒𝑟𝑒𝑖𝑛𝑠ℎ𝑎𝑢𝑠 𝑠𝑜𝑤𝑖𝑒 𝑎𝑢𝑓 𝑑𝑖𝑒 𝑎𝑛𝑠𝑐ℎ𝑙𝑖𝑒ß𝑒𝑛𝑑𝑒 𝐵𝑒𝑟𝑖𝑐ℎ𝑡𝑒𝑟𝑠𝑡𝑎𝑡𝑡𝑢𝑛𝑔 𝑑𝑎𝑧𝑢 𝑖𝑛 𝑑𝑒𝑟 𝑆𝑎𝑎𝑟𝑏𝑟𝑢̈𝑐𝑘𝑒𝑟 𝑍𝑒𝑖𝑡𝑢𝑛𝑔 𝑎𝑚 18.10. 𝑢𝑛𝑑 22.10.2025. (1)
Herr Borger berichtete in seinem Vortrag am 16.10.2025, er habe diesen Wald 30 Stunden lang untersucht und dabei folgendes ermittelt:
• Der größte Teil des Waldgebietes sei nur mit jungen Bäumen von geringem Wert bestanden.
• Da gebe es große Adlerfarn- und Grasflächen in dem Gebiet, die nicht bewaldet sind (im Zeitungsartikel mit einem Foto illustriert, dessen Aufnahmeort wir gern nachvollziehen würden – wir bitten hierzu um die Angabe der Aufnahmekoordinaten).
• Das Gebiet sei ein großer Nadelwaldkomplex, eine „Holzplantage ohne Leben“.
• Die Altwaldzonen seien ohne Totholz.
• Ein geschlossenes Kronendach fehle.
• Des Weiteren gebe es in dem Waldareal keine Bäume mit Spechthöhlen, also auch keine Spechte.
Aus diesen Punkten leitet Herr Borger ab, dass dieser Wald nur von geringem ökologischem Wert sei.
Bis auf den Punkt, dass es sich zum großen Teil um Jungwald handelt, stimmt davon nichts – und die aus seiner Untersuchung abgeleitete ökologische Bewertung des Waldes ist fachlich unqualifiziert.
Es gibt keine großen baumfreien Bereiche (die größte von drei kleinen Lichtungen hat nur rund 0,3 ha Fläche, alle drei zusammen nur rund 0,7 ha, das entspricht weniger als 1 % des gesamten Areals). Der Wald zeigt eine abwechslungsreiche Struktur aus Laub- und Nadelbaumarten; reine Fichtenbestände sind nur kleinflächig vorhanden. Totholz findet sich überall in diesem Wald, stehend und liegend. Und es leben natürlich auch Spechte darin.
Dennoch: Die ökologische Bewertung eines Waldes kann sich nicht allein auf Baumalter, Kronenschluss oder das Vorkommen von Spechthöhlen stützen. Die Lebensraumfunktionen und Habitatqualitäten des Waldes erfordern einen weitaus differenzierteren Blick. So brauchen die dem höchsten europäischen Schutzstatus unterliegenden Wildkatze und Haselmaus beispielsweise keine Spechthöhlen, sondern gänzlich anders strukturierte Habitatelemente – die sie in diesem Wald auch finden. Daneben gehören hier viele andere Aspekte mit betrachtet: Das Edaphon – die lebende Tierwelt im Boden –, der Bestand an Totholzbewohnern, Epiphyten und vieles andere mehr. Mit ein wenig Aufwand finden wir in dem Waldgelände Lebensräume europaweit im Fokus stehender und auch geschützter Organismen, von denen wir das Grüne Koboldmoos hervorheben wollen.
Mit ganz wenig Mühe sind Nachweise dieser Arten auch in den öffentlich zugänglichen Datenportalen abrufbar – den Aufwand einer seriösen Recherche hat der „Saar-WaldSchutz e.V. Landesverband“ offenbar gescheut und stattdessen kurzsichtig einen geringen Biotopwert des Waldes vermeldet.
Mit den von Herrn Borger aufgelisteten Kriterien (hauptsächlich Jungwald, große Nadelwaldanteile, absterbende Nadelbäume, wenig Altholz, Flächen mit Adlerfarn) ließe sich übrigens genauso verkürzt der von ihm selbst seit langem bewirtschaftete Jungenwald nördlich Brotdorf beschreiben und demzufolge als ökologisch geringwertig abqualifizieren. Dem würde er dann sicher widersprechen – und zwar zurecht!
Also was bewegt den „Saar-WaldSchutz e.V. Landesverband“ dazu, sich wider besseres Wissen in dieser Art und Weise zu äußern? Und was bewegt die ebenfalls bei den Veranstaltungen anwesende Verwaltungsspitze, dieser unsachlichen Abwertung des Waldes auch noch zu applaudieren statt zu widersprechen?
Es ist auch nur eine Ablenkung von dem grundsätzlichen Thema, um das es hier wirklich geht: Geplant ist der Verkauf des Stadtwaldes! Sollte dies in die Tat umgesetzt werden, ist er für die Allgemeinheit verloren. Es ist vollkommen irreführend, den Bürgerinnen und Bürgern hier weis zu machen, die Stadt könnte langfristig die Kontrolle darüber behalten, was dort geschieht, wenn der Wald verkauft ist. Insofern sind auch die Überlegungen zu eventuellen Schutzgebieten zum aktuellen Zeitpunkt überflüssig. In 10, 20 Jahren sind sämtliche jetzt aktiven Funktionsträgerinnen und Funktionsträger, sowie Entscheiderinnen und Entscheider in Verwaltung und Rat ausgetauscht und dann kräht kein Hahn mehr danach, was sich die Genannten jetzt überlegen, um die Kontrolle über diesen Wald zu behalten. Der Jäger, der ihn haben will, kann ihn auch nicht in die ewigen Jagdgründe mitnehmen, es kommen Erben nach, die vielleicht ganz anderes damit im Sinn haben – oder er kommt selbst schon ziemlich rasch auf die Idee, den Wald weiter zu verkaufen…
Deshalb kann es nicht oft genug wiederholt werden:
𝗗𝗲𝗿 𝗠𝗲𝗿𝘇𝗶𝗴𝗲𝗿 𝗪𝗮𝗹𝗱 𝗶𝘀𝘁 𝗲𝗶𝗻 𝗴𝗲𝗻𝗲𝗿𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻ü𝗯𝗲𝗿𝗴𝗿𝗲𝗶𝗳𝗲𝗻𝗱𝗲𝘀 𝗘𝗶𝗴𝗲𝗻𝘁𝘂𝗺 𝗮𝗹𝗹𝗲𝗿 𝗠𝗲𝗿𝘇𝗶𝗴𝗲𝗿 𝗕ü𝗿𝗴𝗲𝗿𝗶𝗻𝗻𝗲𝗻 𝘂𝗻𝗱 𝗕ü𝗿𝗴𝗲𝗿, 𝗱𝗮𝘀 𝘇𝘂 𝘃𝗲𝗿ä𝘂ß𝗲𝗿𝗻 𝘀𝗶𝗰𝗵 𝗴𝗿𝘂𝗻𝗱𝘀ä𝘁𝘇𝗹𝗶𝗰𝗵 𝘃𝗲𝗿𝗯𝗶𝗲𝘁𝗲𝘁!
Gezeichnet:
Vorstand NABU Merzig e.V., am 25.10.2025
𝗛𝗶𝗻𝘁𝗲𝗿𝗴𝗿𝘂𝗻𝗱𝗶𝗻𝗳𝗼𝗿𝗺𝗮𝘁𝗶𝗼𝗻𝗲𝗻:
Wir haben am Mittwoch den 22.10.2025 von 9:00 h bis 13:30 h (Witterung: fast vollkommen bedeckt, gegen Ende einsetzender Regen / Flaute bis leichte Brise aus SW / 13,0°C bis 15,5°C) eine Begehung zur Foto-Dokumentation des Waldareals durchgeführt, die uns durch sämtliche Bestände hindurchführte. Dabei haben wir zahlreiche Strukturen und Habitatrequisiten für die angepasste Waldfauna gefunden: unter anderem Totholz stehend und liegend, Wurzelstubben, Rindenabplatzungen, Spechthöhlen. Spuren der Haselmaus (spezifisches Fraßbild an Haselnüssen) gibt es an verschiedenen Stellen im Gebiet. Folgende Vogelarten wurden erfasst: Mäusebussard, Sperber, Kolkrabe, Eichelhäher, Wintergoldhähnchen, Amsel, Rotkehlchen, Buchfink, Fichtenkreuzschnabel, Schwanzmeise, Kohlmeise, Blaumeise, Sumpfmeise, Tannenmeise, Haubenmeise, Gartenbaumläufer, Waldbaumläufer, Kleiber, sowie Schwarzspecht, Mittelspecht, Buntspecht und Kleinspecht. Bei diesen 22 Arten handelt sich um Ganzjahresvögel, von denen die letzten 12 Arten übrigens sämtlich Höhlenbrüter sind. Für eine kurze Momentaufnahme im Herbst ist dies eine bemerkenswert artenreiche Avifauna in einer „Holzplantage ohne Leben“.
Die Flächengrößen der Lichtungen im Gebiet wurden im Geoportal des Saarlandes auf dem aktuellsten verfügbaren Luftbild von 2023 ausgemessen.
Fotos und Videos von dieser Ortsbegehung des zum Verkauf angebotenen Waldes finden Sie in Kürze auf unserer Website www.nabu-merzig.de sowie auf unserer Facebook-Seite im Album "Waldbegehung am 22.10.2025".
(1) Saarbrücker Zeitung (22.10.2025): Landesverband Saar Waldschutz widerspricht Position des NABU. Online unter: www.saarbruecker-zeitung.de/saarland/merzig-wadern/merzig/landesverband-saar-waldschutz-widerspri... (abgerufen am 24.10.2025)
... MehrWniger